Kellerreste des ehemaligen Pferdeeisenbahn-Wachthauses Nr. 29.
Kellerreste des ehemaligen Pferdeeisenbahn-Wachthauses Nr. 24 findet man zwischen Summerau und „Semmelbauer“. Als das Wachthaus 1829 erbaut wurde, stand es auf einer Wiese, in der Fahrtrichtung von Budweis nach Linz rechts der Pferdeeisenbahn.
Die meisten Wachthäuser wurden im Laufe der Jahre vergrößert. Dieses blieb bis auf den später gebauten, etwas abseits gelegenen Keller, der heute noch teilweise unverändert. erhalten ist. (Das erste Foto zeigt diesen.)
Nach der Einstellung der Pferdeeisenbahn im Jahre 1872 wurden alle Gebäude und Grundstücke, die nicht für die neue Dampfeisenbahn benötigt wurden, verkauft. Aus dem anlässlich des Verkaufs erstellten Plan ist für das Wachthaus eine Wohnfläche von 7 Quadratklafter (K²) (25m²), für den Schupfen mit dem Keller 12 K² (43m²) und den Garten ein Ausmaß von 100 K² (360m²) ausgewiesen.
Im Wachthaus wohnte der Bahnwächter mit seiner Familie. Er war für einen Abschnitt von 1.500 Klafter (2.835 m) verantwortlich. Die Arbeitszeit dauerte von 6:00 Uhr bis 18:00 Uhr, unterbrochen durch eine einstündige Mittagspause und eine halbstündige Jausenzeit am Nachmittag, 7 Tage die Woche. An Sonn- und Feiertagen konnte er den Gottesdienst besuchen, sonst durfte er den Arbeitsplatz nur verlassen, wenn er für einen gleichwertigen Ersatz sorgte.
In der Früh musste er vor dem ersten Transport seinen Streckenabschnitt kontrollieren, dann die Transporte begleiten. Der Bahnwächter war für die Ausbesserung des Oberbaues, das Freihalten der Kanäle und Wassergräben, Beschotterung des Treppelweges, im Winter für die Schneeräumung der Bahn zuständig. Sein Vorgesetzter war der Wegmeister der Station Kerschbaum.
Die Bezahlung war gering. Laut dem Angestelltenverzeichnis aus dem Jahre 1859 verdiente der damalige Bahnwächter Josef Stifter monatlich 15 Gulden. Dafür konnte man sich z.B. täglich einen Liter Bier oder 4 kg Roggenbrot kaufen. Zusätzlich konnte der Bahnwächter mit seiner Familie gratis im Wachthaus wohnen, und er erhielt altes Bahnholz zum Heizen. Außerdem durfte er Kleintiere halten und dafür den Bahngrund abmähen.
1874 kaufte Michael Apfalterer, Bauer in Summerau 10, (heutiger Besitzer: Familie Piringer, vulgo Fossenbauer) das Wachthaus um 60 Gulden. Dabei wurde es als „mit Ziegeln gemauert, mit Schindeleindeckung, schlechter Bauzustand“ beschrieben.
1935 stellte das Bundesministerium für Handel und Verkehr an das Bundesdenkmalamt die Anfrage, das gegenwärtig als Heustadel in Verwendung stehende Wachthaus 29 unter Denkmalschutz zu stellen. Das Bundesdenkmalamt lehnte dies mit folgender Begründung ab: „Das Wachthaus ist ein an sich unbedeutender Bau, jetzt mit Stroh gedeckt und entspricht somit nicht mehr dem ursprünglichen Bau und ist in einem stark erneuerungsbedürftigen Zustand“.
In den 1960er Jahren verschwanden dann die letzten Reste, nur Teile des Kellers und einige Steine zeugen vom ehemaligen Wachthaus 29.
Fotos
Verfasser
Johann Wagner, Summerau Mitte 43, 4261 Rainbach i. M.
Info
Wir ersuchen um Ihre Mithilfe:
Bitte sehen Sie nach, ob Sie nicht auch ein Ding haben, das Geschichte(n) erzählt. Wenn ja, dann bitte per WhatsApp mit dem Obmann Johann Lonsing 068181326125 oder an dem Obmann-Stellvertreter Helmut Knogler 06802167484 Kontakt aufnehmen oder diesen anrufen.