Festtagsmascherl - Primiz Leopold Hörbst.
Ein Festtag für die ganze Pfarre war es, wenn der Neugeweihte das Erste Heilige Messopfer feierte. Darum wurde auch die ganze Pfarrgemeinde zur Mitfeier eingeladen. Die Katholische Jugend, die die äußere Gestaltung der Feier übernommen hatte, ging in jedes Haus, brachte als erste Grüße des Primizianten die Primizbilder mit – für Kranke und alte Leute das Krankenpriminzbildchen – und fragte, wer an der Feier und an der Tafel teilnhmen wolle. Über 500 meldeten sich für die Teilnahme am Festzug, und 150 zur Primiztafel. In den letzten 50 Jahren waren in Rainbach drei Primizen: 1906, 1936 und 1937.
Am Vorabend sammelten sich schon viele Rainbacher am Dorfplatz. Um 19 Uhr kam der Primiziant mit Assistenz an und wurde vom Herrn Bürgermeister und von H. H. Pfarrer begrüßt. Der Chor der Volksschule sang unter Leitung von Herrn Oberlehrer Pötscher die Rainbacher „Nationalhymne“: „Ein Kirchlein steht mit stolzer Wehr“. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Vor der Kirche führte die Spielgruppe der Katholischen Jugend das „Spiel vom Brotbrechen“ auf. - Nach der Segenandacht begab sich der Primiziant zum Grab der Mutter und spendete ihr den Primizsegen, dann auch den Toten der Pfarre und vor dem Kriegerdenkmal den gefallenen Kameraden beider Weltkriege.
Der große Tag: 4. Juli 1950
Schon um 2 Uhr erwachte der Primiziant und konnte nicht mehr schlafen. Um 4 Uhr stand er auf, begab sich in der friedlichen Morgenstille zum Grabe der Mutter und dankte ihr für alles. - Auf der noch unbelebten Straße vor dem Ort betete bei herrlichem Sonnenaufgang der junge Priester sein Brevier, denn untertags wird nicht viel Zeit bleiben. Nach 5 Uhr begann es sich allenthalben zu regen. Ein herrlicher Tag brach an.
Vor dem Ort stellte sich die Bevölkerung um halb 9 Uhr auf. Der Primiziant wurde am Ortseingang nochmals begrüßt und dann bewegte sich der lange Zug in vorbildlicher Ordnung zur Kirche. Voran die Schulkinder, dann die Burschen und Mädchen, die Freiwillige Feuerwehr, eine 22 „Mann“ starke Goldhaubengruppe, viele Frauen mit schwarzem Kopftuch, die weißen Mädchen, die ehrwürdigen Schwestern, die Sänger vom Salesianum, die Geistlichkeit mit dem Primizianten, die Angehörigen, die Festgäste und die übrigen Pfarrangehörigen. Das Feine dabei war: Es gab keine „Zuschauer“. Alle gingen mit, alle feierten mit, alle freuten sich mit. Der Zug näherte sich der Kirche. An der Kirchenstiege teilten Theologen Primizbilder an die Festgäste aus und nahmen freiwillige Spenden dankend entgegen.
In der festlich geschmückten Kirche waren die vorderen Plätze für die Angehörigen und für die Geistlichkeit reserviert. Eine Lautsprecheranlage ließ die vielen, die nicht mehr in die Kirche hineinkonnten, am feierlichen Geschehen teilnehmen. Ja selbst in den umliegenden Häusern und auf dem Dorfplatz konnte man die Primizpredigt noch hören. P. Josef Hackl S. M. hielt sie, gleichsam als Wiedergutmachung, denn er wurde 1938 nach einer Predigt in Rainbach verhaftet und eineinhalb Jahre eingesperrt. Nach dem Stufengebet beräucherte der Priester den Altar und wurde selbst vom Diakon (H. H. Kloybhofer) inzensiert. Anschließend betete er das Eingangslied und stimmte nach dem Kyrie feierlich das Gloria an. Die Lesung sang der Subdiakon (H. H. Felix Eleder S. M.), das Evangelium wurde vom Diakon feierlich gesungen. Dazu erbat er sich vom Priester den Segen. Nach dem Hochamt wurde vor dem ausgesetzten Allerheiligsten das Te Deum gesungen. Dann folgte ein geordneter Auszug aus der Kirche.
Vor dem Gasthaus, in dem die Primiztafel bereit war, nahmen alle Aufstellung. Der Chor sang „Die Himmel rühmen“. Anschließend dankte der Primiziant allen für die schöne Gestaltung.
Nicht alle konnten an der Primiz teilnehmen, nicht alle konnten sich den Primizsegen in der Kirche holen. Den alten und kranken Leuten brachte der Neupriester den Primizsegen ins Haus. Erstmalig wurden für sie eigene Primizbilder gedruckt, über die sie sich sehr freuten.
Fotos
Verfasser
Der Text wurde vom Primizianten Leopold Hörbst selbst geschrieben in einem Album mit Fotos von seiner Primiz. (Leihgeber: Fam. Rupert Hörbst, Apfoltern 28, 4261 Rainbach i. M.)
Info
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