Aufnahmeurkunde - Marianische Kongregation

Aufnahmeurkunde - Marianische Kongregation.

Diese schön gestaltete Urkunde bestätigt die Aufnahme des Kerschbaumer Mädchens Katharina Friesenecker in die Marianische Kongregation im Jahr 1923. Die Kongregation hatte bis ca. 1939 viele Mitglieder. Zu Hitlers Zeiten wurde sie aufgelöst.

Viele Mädchen und auch ältere ledige Frauen waren dabei. Ab dem 15. Lebensjahr wurden Anwärterinnen in feierlicher Form in die Kongregation aufgenommen. Erst war man ein Jahr Kandidatin. Da bekam man ein grünes Band mit einer Marienmedaille. Nach einem weiteren Jahr bekamen sie dann ein blaues Band mit Medaille und durften sich wieder aufs Neue in einem Weihegebet, der Kongregation anschließen.

Wir hatten strenge Vorschriften: zum Beispiel war Tanzen verboten. Früher gab es sowieso nur wenige Unterhaltungen, höchstens den Feuerwehrball und den Veteranenball im Fasching, und zu diesen gingen meist Verheiratete.
Jeden Monat einmal, an einem Sonntagnachmittag, hielten wir in der Kirche eine Marienandacht ab. Dabei wurde auch von einem Chor der Mitglieder ein schönes Marienlied gesungen. Nach der Andacht hatten wir eine Versammlung im Vereinssaal, dieser war im 2. Stock im Haus Nr. 77 (heute Kindergarten in der Summerauer Straße). Jedes Mitglied wurde von Herrn Pfarrer Ennsgraber beim Namen aufgerufen. Alle mussten sich melden, und der Herr Pfarrer hielt dann eine kleine Ansprache. Wir sangen Lieder und Frau Pascher, damals die "Weißenböck-Resl", sagte öfters ein Gedicht auf. Bei diesen Versammlungen war es immer recht gemütlich.

Im Jänner feierte Herr Pfarrer Ennsgraber seinen Namenstag. Zu diesem Anlass spielte ihm zu Ehren eine Gruppe von Mitgliedern immer einen kleinen, lustigen Einakter.
Heiratete ein Mitglied der Kongregation, rückten wir mit der Fahne aus. Wir besaßen außerdem eine Uniform. Zuerst bestand sie aus einem weißen Kleid und einem Kranz im Haar. Später dann trugen wir einen blauen Rock, eine weiße Bluse und einen blauen "Selbstbinder" (Krawatte) mit einem Marienabzeichen.

Einige Brautpaare machten nach dem Hochzeitsamt bzw. nach dem Essen gleich die Hochzeitsreise. Die Trauungen waren früher am Montag oder Dienstag. Jene, die daheimblieben, unterhielten sich am Nachmittag im Gasthaus. Da wurde gesungen, ich nahm die Zither mit, und bei manchen Hochzeiten wurden kurze, lustige Einakter gespielt, solche, die zur Hochzeit passten. So haben wir uns auch, ohne zu tanzen, gut unterhalten.

Bei einer Fahnenweihe in einer anderen Pfarre waren wir von der Kongregation ebenfalls dabei. Manchmal machten wir auch kleine Wallfahrten. Zu Fronleichnam rückten wir und auch andere Vereine mit Fahne und in Uniform aus.
Starb ein Mitglied der Kongregation oder sonst eine ledige Frau, mussten wir die Bahre "tragen". Es wurden alle Mitglieder zum Begräbnis eingeladen. Auch zu solch einem Anlass rückten wir mit der Fahne aus. Früher wurden zuerst die Toten begraben, weil man mit der Bahre wegen der Säulen nicht in die Kirche hineinkonnte. Beim Grab wurde vom Kirchenchor ein Grablied gesungen. Dann erst war das Requiem, welches immer lateinisch gesungen wurde.

Jedes Jahr zu Ostern und zu Weihnachten wurde im Vereinssaal Theater gespielt, abwechselnd spielte ein Jahr die Kongregation, und im nächsten Jahr der Burschenverein. Dieser war ein ähnlicher Verein wie die Kongregation. Gemeinsame Theaterstücke waren damals streng verboten. War z. B. eine Männerrolle dabei, spielte diese immer die Haiböck Franzi. Wenn Kinderrollen bei dem Theaterstück dabei waren, durften diese schon von Knaben gespielt werden.

Erstveröffentlichung im Buch "Von der Dorfmauer bis zur Fensterlucka", in dem man viele weitere interessante Erzählungen über das Leben damals in unserer Gemeinde findet.
Hier findet man eine Auflistung der Beiträge dieses Buches. >